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Rund ums Jahr Weihnachten

Nicht nur auf den historischen Marktplätzen Sachsen-Anhalts, auch in Weinbergen und Höfen, Museen und Werkstätten herrscht im Advent eine ganz besondere Stimmung. Es weihnachtet. Einen Ort jedoch gibt es, da klingt, glänzt und glitzert es rund ums Jahr: in der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg.

Auch wenn die Kälte längst nach der Blütenpracht im Hüttengarten gegriffen hat, die Glasskulpturen bringen dennoch leuchtende Farben in den kleinen Park entlang des Flüsschens Holtemme: Wie hellblaue, orange oder gelbe Fontänen entspringen sie den Beeten; zieren als überproportionale Tropfen oder Pilze die Wiesen und gehören auf dem Spielplatz sogar zum Kletter-Parcours. Doch wer zur Glasmanufaktur Harzkristall nach Derenburg, einem Ortsteil von Blankenburg, kommt, der sucht vermutlich mehr als den ungewöhnlichen Spaziergang über das weite Firmengelände. Der sucht Glas-Erlebnisse. So nah wie möglich.

Impressionen vom Entstehen eines Kunstwerkes

Fauchend trifft die weißblaue Gas-Flamme auf den Rohling, wandelt sich dort in gelbliches Feuer, das den Glaskolben von allen Seiten beleckt. Die Glasbläserin holt tief Luft und lässt die über ein – Glasbläserpfeife genanntes – Metallrohr kraftvoll und doch behutsam in den zähflüssigen Klumpen am unteren Ende des Werkzeugs fließen. Der bläht sich zu einer dünnwandigen Kugel. Diese tupft die Expertin in farbige Glassplitter und holt sie zurück in die Flamme. Dort verschmelzen die Farben. Und immer wieder wird gedreht, geblasen, Farbe aufgebracht.

Neben der Glasbläserin, die an der Lampe - so heißt der Brenner, der das Glas erglühen lässt – Dekorkugeln herstellt, reihen sich die Werkbänke anderer Mitarbeitenden und Auszubildenden der Manufaktur. Hier entstehen aus der zähen Masse der von verschiedenfarbigen Stäben abgeschmolzenen Rohlinge kleine Figürchen oder Schmuckstücke. Ganz links sitzt Melanie Jacobs. Ihr obliegt das Bemalen der abgekühlten kristallklaren Kugeln. Mal bannt sie ganze Winterlandschaften auf das Glas, mal hüllt sie die Stücke in filigrane Glitter-Ornamente.

Den Besuchern, die den Experten auf die Finger schauen und das Werden der kleinen Kunstwerke beobachten, wird es also nicht langweilig, während sie auf den Beginn der Führung durch die Manufaktur warten. Zu jeder vollen Stunde startet eine, heute mit Heinz Rose. Der führt sein Publikum zuerst einmal ins Kino, wo ein Film aus der Firmengeschichte erzählt: 1946 als sogenannte Umsiedlergenossenschaft heimatvertriebener Sudetendeutscher gegründet, 1949 als VEB Glaswerk Derenburg weitergeführt, in den 60er Jahren an die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle angegliedert, nach den Wende-Wirren schlussendlich 2013 als Harzkristall GmbH Teil der Gerhard Bürger Stiftung. Diese setzt sich für die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur und Denkmalschutz ein, was die Kooperation mit Giebichenstein nach wie vor einschließt. Es folgten weitere Neu- und Umbauten und die Erweiterung des ERLEBNISrundgangs. Derzeit hat der Betrieb rund 40 Mitarbeitende.

Mit der Technik der Altvorderen

Nach dem Blick in die Historie folgt der in die Gegenwart, in die Produktion: ins Lager mit den verschiedenen Holzformen, in die Ausstellung neuester Designs oder in die Werkstatt des Graveurs. In der Ofenhalle, am Höhepunkt der Führung, wird das flüssige Material gleich vor Ort geformt. Frei Hand oder in nassen Holzmodeln. Die Gäste versammeln sich auf der Galerie und beobachten das Geschehen vor den Öfen, das Hantieren der Männer mit der glühend heißen Masse, das Schöpfen, Blasen, Schwenken, Schlagen, Schneiden, Glätten…

Die hier zu beobachtenden Abläufe der manuellen Glasfertigung sind übrigens seit Jahrtausenden kaum verändert und wurden 2023 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Insofern fällt es den Derenburger Glasmachern auch nicht schwer, Produkte wie ihre Altvorderen herzustellen und dadurch an denkmalgerechten Sanierungen mitzuwirken. So stammen beispielsweise die Glasbausteine in den Fenstern des Lokschuppens Göttingen aus Derenburg, die Kristallglaskugeln der Straßenlaternen auf dem Domplatz Worms oder historisches Leuchtenglas im Hamburger Rathaus.

Schmausen, Shoppen, Selber-Machen

Am Ende der Führung strömt das Publikum auseinander; die einen ins Café oder in den Shop, die anderen zu den Kreativ-Angeboten. Dort ist richtig, wer sich (möglichst nach Voranmeldung) angeleitet von Fachleuten selbst mal ans heiße Glas heranwagen möchte. Eine Kugel blasen oder einen Teelichthalter formen, das können schon Kinder. Der anderthalbstündige Workshop, in dem ein eigenes Trinkglas entstehen soll, ist eher für Erwachsene gedacht.

Aber natürlich lässt sich auch ganz einfach shoppen. Dafür gibt es die Einkaufswelt, in der von der winzigen Glaskugel bis zur einzigartigen Sonderanfertigung alles angeboten wird. Neben den Kreationen der Derenburger Glasmacher sind auch Stücke anderer deutscher Manufakturen zu finden. Ergänzt wird dieses anspruchsvolle Sortiment durch kunterbunte Kleinigkeiten aus aller Welt. Wer sich für den Advent rüsten möchte, der ist also vor allem in den Abteilungen Weihnachtswelt und Nordischer Winter richtig. Auf jeden Fall lohnt sich der Blick in den Veranstaltungskalender der Manufaktur. Am 28. November zum Beispiel findet ein verkaufsoffener Abend mit verschiedenen Angeboten und Aktionen statt. Am 14. Dezember 2025 kommt der Weihnachtsmann und entlang der Bastelstraße kann gewerkelt werden.

Autorin: Marlis Heinz. Fotos: Volkmar Heinz

Mehr Informationen:

www.sachsen-anhalt-tourismus.de/kultur/noch-mehr-kultur/tradition-und-brauchtum

www.harzkristall.de

www.gerhard-buerger-stiftung.de

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