Aus einer Standortschließung entsteht ein neues Unternehmen: Mit Citec 3D haben die Gründer Martin Pagel und Peter Böttner den Metall-3D-Druck in Barleben neu belebt. Ihr Ziel ist es, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen – und besser zu sein als die Konkurrenz.
In Barleben bei Magdeburg ist ein neues Kapitel der additiven Fertigung aufgeschlagen worden. Im Sommer 2024 gründeten die Geschäftsführer Martin Pagel und Peter Böttner die Firma citec 3D GmbH – ein junges Unternehmen, das auf die Produktion hochspezialisierter Metallbauteile setzt. Hinter dem Namen steckt nicht nur technologische Expertise, sondern auch eine Geschichte von Rückschlägen, Beharrlichkeit und einem entschlossenen Neuanfang.
Der Weg dorthin begann bereits 2010: Damals absolvierten Martin Pagel und Peter Böttner ihre Abschlussarbeiten im Bereich Metall-3D-Druck beim Unternehmen citim. Die Technik faszinierte beide – komplexe Bauteile mit integrierter Kühlung, weniger Schnittstellen und ungeahnten Designmöglichkeiten. Citim wurde einige Jahre später von dem auf Oberflächenbeschichtungen spezialisierten Schweizer Technologiekonzern Oerlikon übernommen. Der Standort Barleben entwickelte sich zu einem Hotspot der additiven Fertigung. Dort entstanden Prototypen für Automobilunternehmen und Komponenten für die Halbleiterindustrie. Auch in der Raumfahrt setzte man auf das Know-how aus Sachsen-Anhalt: Ohne Bauteile aus Barleben wäre die europäische Rakete Ariane 6 kaum gestartet. Ebenso entstanden hier sicherheitsrelevante Komponenten für Kompressoren zur Förderung von Erdgas.
Doch Ende 2023 fiel die Entscheidung, den Standort zu schließen. Oerlikon fokussierte seine additive Produktion auf den US-amerikanischen Markt, da dieser ein schnelleres Wachstum versprach. Für die Mitarbeiter in Barleben blieb zunächst nur Ernüchterung. Für Pagel und Böttner war es jedoch ein Ansporn. „Wir hatten große Ambitionen, aber leere Taschen“, beschreibt Pagel die Situation. Gemeinsam wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit mit dem Ankauf von technologierelevanter Technik, vier übernommenen 3D-Druckern, Darlehen und Unterstützung durch die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt. Entscheidend war auch: Die Kontakte zu den Kunden waren nicht verloren.
Citec 3D versteht sich seitdem als technologischer Neuanfang am alten Standort. Das Ziel: verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und mit Qualität zu überzeugen. „Wir wollen aus der Technik das Maximale herausholen und uns so vom Markt abheben”, betonen die Gründer. Ihre Vorteile sind das tiefe Prozessverständnis, die Erfahrung aus über einem Jahrzehnt Metall-3D-Druck – und die Bereitschaft, sich auf die hochspezialisierte Nische einzulassen. Denn 3D-Druck bleibt ein Markt der kleinen Stückzahlen, aber mit großer Wirkung: in der Luft- und Raumfahrt, bei sicherheitskritischen Energietechnologien oder in der Hightech-Industrie.
Noch ist das Team klein – neben den beiden Geschäftsführern arbeitet ein aus vielen gemeinsamen Jahren bei Oerlikon bekannter Mitarbeiter als Werkstattleiter. Perspektivisch sehen Pagel und Böttner Platz für ein Dutzend Mitarbeiter. Doch schnelles Wachstum ist nicht ihr Ziel. Stattdessen setzen sie auf organische Entwicklung, solide Kundenbeziehungen und langfristige Qualität.
So wird aus einer Standortschließung ein Neuanfang mit Erfolgsgarantie. Citec 3D zeigt, wie technologische Kompetenz und unternehmerischer Mut einen Industrieort neu beleben können – und dass auch im Mittelstand Raum für Innovation auf Weltniveau ist.
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